Am 23. Juni findet jährlich der Tag der Schreibmaschine statt. Anlässlich dieses Aktionstages begeben wir uns in diesem Artikel auf den Spuren der Schreibmaschine auf eine Zeitreise in die Vergangenheit zusammen mit unserem Inhouse-Zeitzeugen Peter Kesper. Das klickende Geräusch einer Schreibmaschine lädt zu einem nostalgischen Rückblick ein. Die Geschichte der Schreibmaschine begann mit Einzelmodellen einiger Erfinder bereits vor 150 Jahren in Europa. Die Schreibmaschine ist nicht nur ein Vorgänger der Computer und Drucker, sondern hat auch zu einer Veränderung und zur Entwicklung der gegenwärtigen Berufe sowie unseres Büroalltags geführt. Der Einfluss ist bis heute spürbar.
Allerdings kennen wir dieses Gerät heute nur noch aus Museen und Filmen. Doch Peter Kesper hat den gesamten Wandel von der ersten Schreibmaschine bis zum heutigen Notebook und Drucker mitgemacht. Über Jahrzehnte erlebte er die Transformation in seinem Familienunternehmen, der Firma KESPER GmbH, und präsentiert uns einen kleinen Ausschnitt. Unser nostalgischer Rückblick verrät uns so einiges über die Gegenwart und die heutigen Büros.
Hallo, Peter, wir wollen uns in die Vergangenheit beamen. Erzähl uns über die Entwicklung der Schreibmaschine und wie diese in den Büros buchstäblich vom Bildschirm verschwunden ist. Lass uns gemeinsam zuerst auf die Geburtsstunde der KESPER GmbH blicken. Im Jahr 1926 fing die Familiengeschichte mit dem Unternehmen Kesper Büro modern an. Kannst du uns die wichtigsten Fakten kurz erläutern?
Die Firma KESPER wurde im Jahr 1926 gegründet. Der Gründer war mein Großvater, Ernst Heinrich Kesper. Unser Geschäft fokussierte sich in den Anfängen auf den
Verkauf und die Reparatur von mechanischen Schreibmaschinen. Natürlich sind wir mit dem Wandel mitgegangen und haben uns schnell an den Markt und die Nachfrage angepasst. Im Jahr 1979 bin ich selbst in das Familienunternehmen eingestiegen, und im Jahr 1993 habe ich die Firma schließlich übernommen.
Bei Kesper Büro modern konnte man früher Schreibmaschinen erwerben und reparieren lassen?
Ja, das war so. Aber auch große Umdrucker für die Vervielfältigung von Textdokumenten in Unternehmen waren in unserem Leistungsangebot enthalten.
Wann war dein erster persönlicher Berührungspunkt mit der Schreibmaschine?
Elektrische Schreibmaschinen habe ich schon in meiner Lehre bei der Firma Lewerenz in Dortmund kennengelernt. Das waren Schreibmaschinen von Triumph-Adler. Man erstellte damals mit der Maschine ein sog. Umdruckoriginal, mit dem man dann das Textdokument über einen ORMIG-Umdrucker vervielfältigen konnte.
“Irgendwann war die Schreibmaschine in den Büros dann nicht mehr im Trend und nur noch im privaten Bereich im Einsatz.”
Peter Kesper
Geschäftsführer KESPER GmbH & Niederlassungsleiter Hagen
Welches Gefühl oder Erlebnis verspürst du, wenn du an die Schreibmaschine denkst?
Da denke ich an die guten alten Zeiten zurück. Jedoch war alles viel umständlicher und langsamer als heute, aber es hat auch funktioniert. Ich denke an das Erlebnis zurück, als ich meine erste Schreibmaschine verkauft habe. Das war eine Olympia SGE 75, eine elektrische Typenhebelmaschine. Der Verkauf der Olympia-Supertype-Speicherschreibmaschine war ein Renner. Die Maschine gab es in Schwarz, Rot, Gold und Beige. Das hatte es bis dato noch nicht gegeben. Der Vertrieb wurde unterstützt durch einen wahnsinnigen Werbeaufwand an Plakatwänden, mit eigener Schallplatte mit Supertype-Musik, Kinowerbung, ganzseitigen Zeitungsanzeigen bundesweit usw.
Sehr spannend. Und welche Veränderung hat die Schreibmaschine im Arbeitsalltag am meisten herbeigeführt?
Mit den Schreibmaschinen wurden sämtliche Dokumente erstellt. Sie standen in jedem Büro. Ohne Schreibmaschine ging es nicht. Sie hat an Relevanz gewonnen. In jedem Büro ratterte eine Schreibmaschine. Die beliebtesten Hersteller waren: Olympia, TA, Olivetti, IBM, Remington, Underwood.
Wie groß war die Nachfrage? Hat sie jeder benutzt, wie heute jeder ein Smartphone hat?
Sehr groß. Man benötigte sie, wie man heute einen PC oder ein Notebook benötigt, allerdings nicht mit den heutigen Möglichkeiten. Man konnte Dokumente erstellen. Rechnen musste man aber mit einem Tischrechner,
der gewöhnlich neben der Schreibmaschine stand. Ein Privileg war es aber nicht. Man brauchte sie halt.
Einige Hersteller kennt man doch noch heute. Aber wie sah der Wandel der Schreibmaschine aus? Gab es erst eine mechanische Schreibmaschine, und dann kam die elektronische? Was war die jeweilige Optimierung?
Ich fange chronologisch ab den 60er-Jahren an.
Zuerst gab es eine mechanische elektrische Schreibmaschine mit Typenhebel – Kostenpunkt ca. 800 D-Mark (ca. 400 EUR) . Die elektrische Schreibmaschine mit Kugelkopf kam danach. Die gab es später auch mit Speicher über 50 Magnetbandschleifen und Drehknopf. Der Kostenpunkt lag bei ca. 6.000 D-Mark (ca. 3.000 EUR). Darüber hinaus gab es auch eine mit 20-stelligem Display und 5¼-Zoll-Floppy-Laufwerk.
Das ist eine flatterige Diskette im Laufwerk in der Größe eines Brotkastens. Die Kosten dafür lagen bei 15.000 D-Mark (ca. 7.500 EUR).
Danach kam die elektronische Schreibmaschine mit Typenrad – Kostenpunkt bei 3.000 D-Mark (ca. 1.500 EUR). Dann erfolgte eine Weiterentwicklung der Systeme durch ein Display für die automatische Korrektur. Der interne Speicher lag bei 256 kB. Später wurde über ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk gespeichert. Fakturierung und Teletex kamen dann auch noch dazu. Und dann ging es zu den Bildschirmschreibsystemen, ähnlich dem heutigen PC, aber sie waren nur für die Textverarbeitung im Einsatz. Der Druck allerdings erfolgte über Typenraddrucker. Irgendwann war die Schreibmaschine in den Büros dann nicht mehr im Trend und nur noch im privaten Bereich im Einsatz. Die Hersteller verschwanden vom Markt bzw. änderten ihre Vertriebspolitik. Der IBM-Computer mit MS-DOS war da. Den Rest kennen wir.
Wie war es denn früher, wenn man sich mitten im Text vertippt hatte? Musste man wieder neu anfangen, oder gab es auch bei der Schreibmaschine eine Korrekturfunktion? Das war bestimmt sehr umständlich im Vergleich zu heute.
Das war in der Tat umständlicher als heute. Am Anfang nahm man Tipp-Ex, einen kleinen weißen Streifen, mit dem man Tippfehler korrigieren konnte. Später ging das über das Display und durch eine Korrekturtaste.
Bei heutigen Notebooks wird meistens Wert auf Speicherkapazität, Grafikkarte, Größe und Gewicht gelegt.
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Worauf hat man früher bei einer Schreibmaschine besonders geachtet?
Auf die Bedienung, die Qualität, das Aussehen, später auf die Speicher- und Displaygröße.
Haben der Computer und der Drucker die Schreibmaschine vom Markt verdrängt?
Eindeutig ja.
Was hat dich an der Entwicklung am meisten beeindruckt?
Die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung.
Peter, vielen lieben Dank für die spannende Zeitreise und das Quick-Interview über die nostalgischen Stücke, die unseren Büroalltag geprägt haben. Wir sind sehr gespannt, was wir für einen Rückblick in 30 Jahren hinlegen werden. Wir haben im KESPER-Bildarchiv etwas rumgestöbert und einige alte Werbeanzeigen rausgefischt, um das Erzählte zu visualisieren.
Apropos Geschwindigkeit der Weiterentwicklung. Heute schreiten Innovationen, Entwicklungen sowie die Digitalisierung noch viel schneller voran. Wie sieht es mit der Digitalisierung aus?
Sie prägt unseren privaten sowie beruflichen Alltag tiefgreifend in allen Facetten. Wie wir uns informieren, einkaufen, miteinander kommunizieren, lernen oder wie wir den Arbeitsalltag ausüben. Die digitale Transformation wird nicht aufhören, sondern immer mehr vorangetrieben werden.
Doch der digitale Wandel sollte nicht um jeden Preis gefördert werden, sondern verantwortungsbewusst und nachhaltig. Der Einsatz ressourcenschonender Technologien, erneuerbarer Energien und digitaler Prozesse wird einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Denn wir wissen, dass nachhaltiges Handeln sich auszahlt – für unsere Kunden und für unsere Umwelt. Wir glauben an den GREEN SPIRIT.